Hamburger Abendblatt
[...] Es soll in manchen Bremer Wohnzimmern seit jeher Usus sein, bei der Einblendung der Tabelle in der„Sportschau“ reflexartig den HSV zu verdammen. Auch seriöse Hanseaten pflegen das zu tun, ganz egal, obHeranwachsende anwesend sind. Wenn es bei Lütjen ähnlich war, hat er sich dieser Prägung längstentledigt. Wie alle Hanseaten weiß er eben, was im Zweifel geschäftsschädigend ist. Im grünen Anzug, sagt Lütjen, „fahre ich nicht nach Hamburg“. Nach Erfahrung des 50 Jahre alten Immobilienkaufmanns sind ander Weser ein Wort und ein Handschlag noch wichtiger als an Alster und Elbe. Auch weil die kleinere derbeiden Städte überschaubarer ist und im Geschäftsalltag praktisch jeder jeden kenne. „In der Tat ist Bremenein Ort der kurzen Wege, ein mit viel Grün gesegnetes Paradies für Fahrradfahrer“, sagt Birgitta Schulze van Loon. Die gebürtige Bremerin ist auch so eine Grenzgängerin. Sie arbeitete nach ihrem BWL-Studium 20Jahre in einer Hamburger Unternehmensberatung. Derzeit lebt sie mit zwei Wohnsitzen hier wie dort. Ihr 2011 gegründetes Unternehmen Piekfeine Brände ist in der Bremer Überseestadt zu Hause und auch in derHamburger Gastronomie präsent – nach einigen Hürden, siehe oben. Die beiden Kinder der 55-Jährigen sind Werder-Fans, die Kinder ihres Mannes in zweiter Ehe HSV-Anhänger. Oft gehen alle gemeinsam ins Stadion. In Eintracht. „Rivalität belebt das Geschäft“, sagt Frau van Loon. Und: „Humor gehört dazu.“ Während Bürger beider Städte intern so manches Scharmützel austragen, würden sie außerhalb zusammenhalten. [...]